Das Museum Burg Golling hat vor Kurzem ein rund 370 Jahre altes Siegel als Schenkung erhalten. Es handelt sich um das Zunftsiegel der Schuhmacher von Kuchl aus dem Jahr 1655, das einen stehenden Heiligen oder Bischof mit Mitra und Krummstab und einen Schnabelschuh zeigt, der von einem gefiederten Pfeil durchbohrt wird. Am Rand der Siegelplatte findet sich umlaufend die Inschrift: »Siegel des ehrbaren Handwerks der Schuhmacher in Kuchl, 1655«.
Das Handwerk der Schuhmacher wird im Erzstift Salzburg erstmals im 13. Jh. urkundlich erwähnt. Die Schuhmacher waren in Zünften organisiert, die in einzelne »Laden« gegliedert waren. Die Hauptlade befand sich in der Stadt Salzburg, in anderen Städten und Orten existierten kleinere »Viertelladen«. Die Bezeichnung »Lade« bezieht sich dabei sowohl auf alle in einer Zunft organisierten Handwerker als auch auf die hölzerne Lade – die Zunfttruhe – selbst, worin der Zunftmeister wichtige Urkunden und die Zunftsiegel verwahrte. Im Tennengau bestanden Viertelladen der Schuhmacher in Hallein, Abtenau und Kuchl. Die Viertellade in Kuchl – der auch die Schuhmacher aus Golling angehörten – wird erstmals im Jahr 1650 urkundlich erwähnt, wurde aber wohl bereits im Laufe des 16. Jh. gegründet. Ab der Mitte des 19. Jh. gab es mit der Industrialisierung immer weniger Schuhmacher und mit der Einführung der Gewerbeordnung löste sich im Jahr 1874 die Viertellade auf. Dadurch ging nicht nur die Bedeutung der Zünfte als genossenschaftliche Sozialform verloren, sondern auch die Zunftgegenstände wurden funktionslos und finden sich heute als »Zunftaltertümer« in Museen.
Das Objekt stammt aus dem Nachlass von Mesner Heinrich Handl (1940-2023) aus Golling, der ein langjähriges Mitglied im Verein der »Freunde des Museum Burg Golling« war. Das Museum Burg Golling bedankt sich sehr herzlich bei Inge Handl für die großzügige Schenkung! Das Zunftsiegel ist in der neuen Dauerausstellung »MuseumsSchätze« im Museum Burg Golling zu sehen.