Das Museum Burg Golling konnte im Jahr 2021 ein kunsthistorisch spannendes Ölgemälde des bekannten Landschaftsmalers und Kupferstechers Franz Barbarini (1804-1873) erwerben. Es war eine zufällige Entdeckung, denn das Ölgemälde mit dem Titel »Hirten bei der Rast« wurde aufgrund eines alten rückseitigen Etiketts bislang mit der Burg Greifenstein in Kärnten in Verbindung gebracht, obwohl es sich eindeutig um eine Darstellung von Golling im Salzachtal handelt.

Das Ölgemälde zeigt in seinem linken Bereich die Burg Golling, mehrere Häuser der Gollinger Marktstraße und die Pfarrkirche mit dem ursprünglichen barocken Zwiebelturm, der im Jahr 1889 durch einen Blitzschlag zerstört wurde. Davor ist ein Hirte mit Hund, Rind und zwei Schafen bei der Rast erkennbar. Vor der alpinen Kulisse von Hagengebirge, Bluntautal sowie Kleinem und Großem Göll, sind das weitläufige Gollinger Becken mit der Salzach und sogar die kleine Wallfahrtskirche auf dem Nikolausberg dargestellt. Der rechte Bildbereich zeigt einen von alten Bäumen flankierten Weg, zwei Personen in ländlicher Tracht, einen »Troadkasten« und im Hintergrund ein unbekanntes Gebirge.

Die Besonderheit dieses Ölgemäldes ist die zweitgeteilte Ansicht. Während der linke Bereich die Realität naturgetreu wiedergibt, ist der rechte Bereich mit dem unbekannten, viel zu hohen Gebirge, dem Weg und dem »Troadkasten« eine fiktive Ansicht, die nicht der realen Landschaft entspricht. Es handelt sich somit um zwei unterschiedliche Motive, die zu einem optisch harmonischen, aber die Realität nur teilweise wiedergebenden Gesamtbild – einer »Idealkomposition« – zusammengefügt wurden.

Entstanden ist das Ölgemälde in den Jahren 1830-1840, als Franz Barbarini neben seinen zahlreichen Studienreisen durch die Schweiz, Norditalien und Österreich einige Sommer in Salzburg verbrachte und dort zahlreiche Werke mit Ansichten der Stadt Salzburg, Hallein und Golling schuf. Wenig später diente das Ölgemälde als Vorlage für eine Lithografie von Franz Sandmann (1805-1856), die in den Jahren 1840-1845 in der Drucksammlung »Malerischen Ansichten von Oesterreich« erschienen ist. Das Motiv des ursprünglichen Ölgemäldes von Franz Barbarini wurde dadurch einem größeren Publikum bekannt und wurde auch von anderen Künstlern nachgeahmt.

In den vergangenen Monaten wurde das Ölgemälde durch Restaurator Alexander Lassnig gereinigt und restauriert. Ab Mai 2023 wird es dann für Besucher/innen in der neuen Dauerausstellung »Gemalte Landschaft« im Museum Burg Golling zu sehen sein.